Bedarfsmedizin/ warum kollabiert unser Gesundheitssystem?

09.12.2018

Ich möchte mit einem einfachen Beispiel beginnen: Hebammen: wie kann es sein, dass genau die Menschen, die adäquate Ausbildung, Berufserfahrung und zumeist Leidenschaft für Ihre "Berufung" mitbringen, derart ausgebremst werden? Eine Hebamme ist (und das darf ich nach zwei eigenen Kindern beurteilen) die/der wichtigste Ansprechpartner für eine werdenden/gerade geworfen habende junge Mama. Mein erstes Kind habe ich als 22jährige Mama ganz ohne Arzt, nur mit Hebammen zur Welt gebracht. Ich hatte keinen Grund, mich unsicher zu fühlen, ganz im Gegenteil, ich hatte das Glück, sehr erfahrene, souveräne Begleiterinnen zu haben. Warum macht man genau diesen Menschen das Leben so schwer? Mein Arzt stand im Stau, da es einen schlimmen Schneesturm gab an diesem Tag. Wäre es eine "freie" Hebamme plus Hausgeburt gewesen, hätte man sie trotz der Umstände schlimm verklagen können, wenn mein kleines Mädchen nicht problemlos geschlüpft wäre. So ein unfassbarer Unsinn. Wenn jemand verantwortungsvoll handelt, ist es eine Hebamme, da braucht es keine teuren Versicherungen. Das nächste Problem ist unser "Facharztproblem". Hautarzt, Orthopäde, Kardiologe, Neurologe,...keine Termine in absehbarer Zeit möglich... Das Hausarztsystem soll es lösen; schöne Idee. Funktioniert aber nicht. Und ich breche hier gern eine Lanze für unsere Hausärzte: sie sind überlaufen, haben sieben Komma drei Minuten pro Patient (dass es auch anders geht, zeigen einige wirklich tolle Ärzte, die ihren Beruf verstanden haben), aber es funktioniert eben so nicht. Zum Einen, weil viele Hausärzte den Baum vor Wäldern nicht sehen (wegen der Überlastung), zum anderen, weil gerade die moderne Medizin eine Symptommedizin geworden ist. Sieben Komma drei Minuten meint: finde das Medikament, das es schnell löst. Und nochmal: ich bin ein großer Freund der Schulmedizin, ich bewundere jeden Arzt für seine Ausbildung und seinen Weg, aber sie haben oft keine andere Wahl. Die Konsequenz: es hilft nicht, es ist nicht ganzheitlich nachgeschaut, und damit werden weitere Diagnostiker notwendig sein. Diese sind aber per se schon überlastet, weil wir eben auch alle älter werden, und leider viel früher ganzheitliche Beschwerden haben (Bewegungsapparat, gastroenterologische Beschwerden, Haut, Autoimmunerkrankungen schon im Kindesalter). Was ist die Lösung? Bedarfsmedizin und Verantwortung an den "Patienten" zurück geben. Jetzt kommen wir Osteopathen und Physios ins Spiel zum Beispiel. Wir fassen jeden Tag Menschen an. Wir haben keine Bilder und Geräte, wir müssen unserer Erfahrung und unseren Händen vertrauen. Ein gutes Prüfung- und Qualitätsmanagement würde uns mehr Verantwortung und Entlastung für Orthopäden bedeuten, und das ist nur ein kleines Beispiel. Hebammen, Krankenschwestern/ und Pfleger, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Altenpfleger und Innen müssen endlich mehr geachtet, bezahlt und integriert werden. Es muss eine Kommunikation zwischen den Disziplinen stattfinden, die auf Augenhöhe ist (bei entsprechender Qualitätssicherung auf allen SEITEN).Es könnte schöner, einfacher und zielführender sein, wenn alle zusammen arbeiten und an den richtigen Stellen unterstützt würden.Das wünsche ich mir und uns für 2019 und alle Zeit danach. Von Herzen, Maike Krämer, Mama, Therapeutin, Patientin, Freundin von hilflosen erkrankten Menschen und hoffnungslose Optimistin